Antwort auf Beitrag 93126
Obwohl ich den Film nicht gesehen habe und auch keine Rezensionen darüber gelesen habe…hier meine Meinung zum wiedergegebenen Inhalt:
Schon der Erfolg von «Fifty Shades of Grey» hat gezeigt, dass das Thema Dominanz/Unterwerfung scheinbar eine grosse Faszination auf Menschen ausübt. Zudem ist es erwiesen, dass viele Frauen Vergewaltigungsfantasien haben, sich aber oft schämen ihre Vorlieben zuzugeben.
Wohlgemerkt handelt es sich bei der Umsetzung dieser Fantasien um eine Nachstellung von Vergewaltigung auf einvernehmlicher Basis. Denn nur solange die Angst nicht stärker ist als die Lust, gibt uns die Mischung dieser Gefühle einen gewissen Kick.
Ob der Wunsch begehrt zu werden, eine Flucht aus dem Alltag oder etwas anderes hinter diesen Fantasien steckt, kann ich nicht beurteilen. Ich bin weder ein Psychologe noch ein Soziologe und schon gar keine Frau.
Was das Ganze aber zeigt, ist, dass das Hirn, resp. die Fantasie eine der grössten und wichtigsten erogenen Zone ist, ein Thema, dass im ST ja bereits angeschnitten wurde. Sie bringt einen dazu, Dinge zu tun, die jenseits jeglicher Vernunft und (gesellschaftlicher) Moral sind.
Weiter weist der Film darauf hin, dass die Realität der Fantasie oft hinten nachhinkt, d.h. dass erst die Erfahrung zeigt, ob eine sexuelle Fantasie die Lust bringt, die sie im Kopf verheissen hat. Insofern könnte man den Film mit seinem happy End auch als Aufforderung verstehen sich einfach mal auszuprobieren. Denn erst wenn man sich selbst, seine Fantasien, seine Körper und seine Lust versteht, findet man, nach meiner Meinung, seine sexuelle Erfüllung mit seinem Gegenüber.
Was das «Spielerische» im Film anbelangt, so ist das vielleicht ein Fingerzeig das Thema Sexualität viel offener und unbeschwerter anzugehen. Nach meinem Dafürhalten ist es nämlich unser eigener «verkorkster» Umgang mit Sexualität, der in Beziehungen oft grosse Probleme schafft und übrigens (ein anderes Thema im ST) auch unsere Haltung gegenüber Sexarbeit sehr negativ beeinträchtigt.