Hallo Julia

Sehr spannendes Thema.
 
JungleKing  hat eigentlich alles gesagt, was es dazu sagen gibt. Für mich wäre das eine Grundvoraussetzung welche bestehen darf oder vielleicht sogar muss. Fakt ist, ich kanns nicht kontrollieren und überprüfen. Will ich das auch? Nein, definitiv nicht. Schliesslich muss jeder Mensch in seinem Job und Hobby selber entscheiden.
 
Nachbarin, Arbeitskollegin, Cousine, Frau/Freundin von einem Freund oder die Kundenbetreuerin an einer Verkaufsstelle, damit hätte ich zu 100% kein Problem.
 
Ich als Gast und Kunde kenne mich etwas in der Szene aus. Und deshalb weiss ich, dass nicht immer alles Sonnenschein ist. Es kann ein sehr hartes Business sein.
 
Wenn es jedoch um mich persönlich gehen würde , in indirekter Form, dann hätte ischon gewisse Gedanken und Bedenken:
 
Situation 1
Nehmen wir mal an, ich würde eine Frau im Privaten setting kennen lernen. Es funkt! Zuneigung! Das ganze rosarote Kopfkino halt. Meine neue Freundin würde sich jetzt „outen“ und sagen: „He Schatz, ich bin beruflich/hobbymässig eine Sexarbeiterin.“
Die Argumente von JungleKing würden sicherlich auch hier zutreffen.
Ich würde mich über mein gesundheitliches Risiko Gedanken machen. Was bietet meine Freundin den Kunden an? FOT mit Schlucken? Vielleicht noch mehr Risiko?
Wie würde unser Sexleben aussehen? Wenn ich Bedürfnisse nach Nähe und Sex hätte, wäre ich blos ein weiterer indirekter „gratis“ Kunde? Als Sexarbeiterin hat man nun mal viel Sex. Und dann zu Hause nochmals Sex? Hat man dann noch Lust dazu?
Ich vermute, dass müsste man zusammen dann anschauen.
Eifersucht wird sicherlich auch ein Thema sein. Nehmen wir mal an, ich würde im Forum lesen, „wie geil Julia war, ihr Blasen ist einfach himmlisch und sie riecht so gut!“ Ich würde jetzt behaupten, dass ich gut damit umgehen könnte, weil ich ja weiss, dass das ein Job/Hobby ist. Und ich würde mich vermutlich sogar freuen, dass sie einen zufriedenen Kunden hatte. Wie es aber dann in Realität aussehen würde, keine Ahnung.
 
Situation 2
Würde ich jetzt eine Tochter haben und sie würde sich mir anvertrauen sagen, dass sie als Sexarbeiterin unterwegs ist (Hobby oder Beruf), dann würde die Situation rein Emotional für mich anders aussehen. Klingt heuchlerisch, aber ich wäre vermutlich enttäuscht, sehr besorgt und ich würde mich vielleicht als Vater auch als Versager fühlen.
JungleKings Argumente würden sicherlich auch hier zutreffen. Die Ausgangslage ist für mich als Vater in der Situation eine andere. Es ist nicht die Partnerin oder eine Bekannte oder Nachbarin, sondern das eigene Kind.
Ich kann mir vorstellen, dass man als Vater/Eltern alles erdenkliche tut, damit die eigenen Kinder beruflich und wie auch Privat stabil im Leben stehen können. Und ich denke mal „Sexarbeiterin“ steht nicht zu oberst auf der Berufswunschliste aller Eltern.
Klar, es wäre ein grosser Vertrauensbeweiss, wenn jemand sowas offen legt. Das einzige, was ich tun könnte, die Situation mit ihr sachlich besprechen. Auch meine Ängste und Sorgen (sexuelle Gewalt, Gesundheit, Psyche etc.). Vielleicht auch bei einem Ernstfall, was ich für sie tun könnte. Und dennoch würde ich signalisieren, dass ich immer für sie da wäre. Dass sie jederzeit zu mir kommen könnte. Schliesslich ist es ja ihr Leben. 
Ich gebs zu, mir würde es schwer fallen. Sehr sogar. Nicht weil ich Sexarbeit als etwas Schmutziges finde (im Gegenteil), sondern weil es da draussen genügend Idioten gibt. Auch die ganze Stigmatisierung rund um dieses Gewerbe. Als Vater würde ich mir wahrscheinlich grosse Sorgen machen.

@Julia, kannst du meine Überlegungen nachvollziehen?