Servus, bin zum ersten Mal in diesen Foren unterwegs und muss sagen: Diese Sprache ekelt mich an. Besonders das beliebte ‚Hure/Nutte‘, das in anderen Foren gestreut wird. Aber zu denen, die dort (oder auch hier) posten: Ihr seid nur kleine Internetrambos.
Vorab, die Bezeichnung ‚Hure‘ oder ‚Nutte‘ beleidigt mich nicht. Aber es ist lustig, dass die Mods das hinzufügen mussten, der Fall wäre ja sonst unklar. Eine ‚Frau‘ wäre dasselbe wie eine Mutter oder eine Schwester. Nein, es muss eine ‚dreckige Hure‘ sein, damit ihr letztes bisschen Menschlichkeit auch noch ausradiert wird. Am besten noch mit der Handynummer, damit sie für immer an ihre Fehltritte erinnert wird. Wenn man das überhaupt einen Fehltritt nennen kann. War sie schlecht gelaunt? Oder hat sie einfach dein unheimliches Gesicht um die Ecke kommen sehen?
Sicher gibt es auch wohlwollende Rezensionen, ich meine Posts à la "die Kleine", "hat sich nützlich gemacht", "war im ficken gut, XY nicht", "bin blank eingefahren", "Titten schlaff", "Sprutz in den Mund", "grosse Titten und Spermamünder"
Das Telos ist klar.
Es kostet Nichts, es einfach Sex zu nennen. Oder Oral. Spart in den meisten Fällen sogar Buchstaben.
Das Ironische: Nichts davon spiegelt die Realität wider. Bei mir fragt jeder Gast höflich nach einem Tüchlein und entschuldigt sich schüchtern, wenn er zu schnell kommt. Würde mich jemand ins Gesicht Schlampe nennen oder die Sachen versuchen, die du beschreibst, wäre er schneller draussen als du "Wurstfach" tippen kannst.
Wie oft mir das defacto passiert ist? Noch nie. Wird es auch nie. Die Diskrepanz zwischen dem lowlife Geschwätz hier und dem übernetten Verhalten im echten Leben ist einfach lächerlich.
Ich hatte schon jeden Prototyp Kunden, auch einen wie dich, deshalb wage ich auch ein warum: Es sind nie die Erfolgreichen. Es sind meistens Handwerker, Schweizer, Ü40. Nichts gegen Handwerker, viele von ihnen sind grossartig (hoi Toni 💋 ), aber wenn man nur eine Lehre gemacht hat, dazu eine, die man nur aus Zwang gemacht hat und weil halt Fensterplatz, soll man nicht motzen, wenn der Lohn dann auch nicht so dolle ausfällt. Mein Lateinlehrer würde ja sagen, die Illiteraten. Du, der im Alltag sowieso Nichts zu melden hast, holst dir deine Macht dort, wo du dich zumindest kurzfristig überlegen fühlen kannst.
Und da ich doch auch ein bisschen empathisch bin, weiss ich, dass auch wenig Schmerz mitschwingt. Als kleiner, weisser Cis-Junge wurde einem mal viel versprochen. Kunde ist König. Und was ist davon noch übrig geblieben, Heilandsack. Wer hätte gedacht, dass das Puff dir keine Drinks mehr schenkt (neuer Besitzer und erst noch Ausländer), Social Justice Warriors aus dem Boden spriessen und deine Stammbeiz plötzlich Rauchverbot hat. Alles ist anders. Student sein, wenn die Veilchen blühen, war einmal. Du bist jetzt erwachsen und verheiratet. Das sehe ich an der kreisförmigen blassen Stelle am Finger, geholt an einem generischen Ferienort wie Toskana ‚mit den Kids‘.
Oh mein Gott, wenn wir schon da sind, sagt doch einfach ‚Kinder‘? Aber es ist doch auch süss, dass du deine Familie so gern hast. Wenn du deine supertolle Frau nicht mit gigantischen Reichtum bezirzt hast, dann mit deiner... reizvollen Erscheinung?
Oh. So toll ist die Frau nicht. Nun, das tut mir leid. Ich gebe dir doch eine Decke und ein Cola, ich weiss alles ist grau und scheisse. Ich weiss, dass alles scheisse ist bei dir, weil du es mir bei jedem Treffen erzählst. Dich nimmt man sicher gerne an eine Party mit! Aber ich bin plötzlich auch scheisse, wenn ich dir bei Ablauf der Zeit sage, dass sie abgelaufen ist, anhand des Preises, der sich auch nach 63 Minuten nicht geändert hat. Aber Frust ist ein universelles Gefühl und auch mir nicht fremd. In der Primarschule habe ich nicht bei Berufswunsch eine ‚Prostituierte‘ hingemalt. Wobei, hätte ich gewusst, was das heisst oder wie man das es strichmännlisiert, vielleicht doch. Heute weiss ich es. Deine Haare sind drei Striche im Zickzack, nur oben. Ich habe mich mit meinem Leben abgefunden.
Hättest du Kleist gelesen, wüsstest du den Unterschied zwischen Gerecht und Gerechtigkeit. Sei doch froh, dass du ihn lesen darfst, statt ihn am Depotweg zu spüren, wenn dir ein Freier frühmorgens das Geld wieder aus der Hand reisst. Aber nein, das wäre ja alles Arbeit. Stattdessen greifst du zum Computer und schickst Porno-GIFS in die Welt hinaus, als würdest du das sächsische Dresden niederbrennen.