So, ich habe mir den 22minütigen Bericht gerade angehört. Danke für den Link @natural.

Grundsätzlich finde ich die Kritik am SRF etwas harsch. Es erscheint, die Journalistin hätte versucht verschiedene Perspektiven aus der Branche zu interviewen um einen umfassenden und objektiven Bericht zu erstatten. Ich könnte mir durchaus vorstellen das es mehr Material aus Interviews gab die aber zeitlich weggeschnitten wurden oder dann als 'zu riskant' eingestuft würden. Somit finde ich das es ein fairer Bericht seitens SRF ist da es meines erachtens nach ein Ding der Unmòglichkeit wäre, die witrtschaftlichen Punkte der Branche in 22Minuten tiefgründiger an den Laien zu bringen. Man darf nicht vergessen das wahrscheinlich nicht jeder SRF Zuhörer so viel Hintergrundinformation hat wie ein Sexforum user. 

Über den Begriff 'Milliardengeschäft' könnte man sich wohl streiten. Sicher ist das Clickbait, wenn man es aber auf die gesamte Branche hochrechnen würde, wird das in der Tat höchstwahrscheinlich schon so stimmen. 

Die Kritik am Mangel an Zahlen würde ich absolut an die Ämter richten.
Am Anfang des Berichts wurde die Aussage "legal und reguliert" gemacht... Ja, bei dem Wort "reguliert" musste ich Schmunzeln... Da herrscht definitiv Verbesserungsbedarf. Angefangen bei den Rechten und Pflichten der Betreiber aber auch Versicherungen. 
Allerdings würde ich nicht wollen das wir uns wie in Deutschland registrieren müssten um als Sexarbeiterinnen tätig zu sein. 

Die Frage ist, kennt man denn all diese Zahlen über die Beauty Industrie? (beispielsweise). Da wird ja auch viel selbständig und unter der Hand gearbeitet... Mir fehlt dazu das Wissen wie das in anderen "ähnlichen" Branchen eruiert wird. Eine Gewerkschaft wäre keine schlechte Idee und könnte evt. auch Zahlen liefern. 

Die Aussage des "Juristen" / Betreibers bezüglich den CHF 40-50k monatlich ist völlig aus der Luft gegriffen und wohl eher etwas in Sache Eigenwerbung anzuschauen. 

Ich möchte an dieser Stelle anmerken das meine Erfahrung in der Schweiz sich vor allem aus Vor-Covid Zeiten kommt, in denen ich als Staff in Clubs gearbeitet habe (nicht als WG).
Dazu möchte ich sagen das ich die Frauen sehr wohl als sehr teamfähig untereinander erlebt habe und wir wie eine Familie waren. Klar gibt es mal Neid und Drama, das ist ganz klar (umso mehr wenn der Alkohol und ggf. andere Substanzen fliessen), aber die Frauen sind füreinander eingesprungen, haben gute Gäste 'geteilt' und diejenigen unterstützt die es schwieriger hatten.
Die Frauen haben meinen allergrössten Respekt! (ja klar gibt es auch schwarze Schafe) 

So, zur Aussage des Herrn zurück. Da kann man mal zu Rechnen beginnen.
40'000 / 30d = CHF 1333 pro Tag.
Hätte Frau also einen Stundensatz von CHF 270 müsste sie knapp 5 Gäste à 1 Stunde jeden Tag des Monats haben. 
Nun wird sie allerdings selten 30 Tage pro Monat arbeiten, auch wenn sie nur zur 90d Durchreise hier ist. 
Sie wird auch kaum jeden Tag 5 Gäste haben denn dies ist einfach nicht nachhaltig.
Das kann man vielleicht im 1. Monat so machen aber danach ist man komplett ausgebrannt. Man könnte jetzt noch ein paar Extras hinzunehmen oder das Wochenende wo sie evt. als Top-Verdienerin 10 Gäste pro Fr+Sa hat; aber dennoch wird es eine knappe Rechnung und davon sind die Kosten noch nicht abgezogen...

Das mit dem "Girl" sei ihm (leider) verziehen, das ist einfach die Ausdrucksweise in der Branche. Mädchen auf Deutsch finde ich noch schlimmer. In seiner restlichen Aussage hat er von Frauen gesprochen, es schien mir so als hätte er 'Girl' eher als Jobposition genannt im Kontext. 

Zu der Aussage: 
Der Mann in Genf mit seiner Sauna hat ein interessantes Modell: Die Dame bezahlt einen Eintritt pro Tag wo sie da arbeitet und alles was sie einnimmt gehört ihr.
 

Das ist eigentlich in der Mehrheit der Clubs Standard. Dumm ist es halt dann nur wenn die Frauen zu Beginn des Tages CHF 200.- hinblättern müssen und die zwei Tage zuvor nichts verdient haben da der Club leer war ... (an diesen Tagen ist der volle Eintrittspreis dennoch zu bezahlen). Die täglichen Eintrittspreise sind ein grosser Druck für die Frauen. 

Ich fand vor allem die Aussagen der pro core Sprecherin und von Rahel sehr aussagekräftig und zustimmend. Ebenfalls Maria auf dem Strassenstrich. Es gibt viele Unterkategorien der Sexarbeit und auch viele Privilegien und weniger privilegierte und das Einkommen wird massiv davon beeinflusst. Diesen Punkt hätte man als Journalistin aufzeigen können und müssen imo.