Ich habe diesen Artikel auf 20Minuten auch gelesen. Nach 24 Stunden ist dieser Artikel nicht mehr auf der Titelseite (Mobile App) zu finden. Die Kommentarfunktion war nicht aktiviert worden. Vermutlich mit den Ziel, das anderen Leser den Artikel nicht zu entkräften versuchen. Wäre doof, wenn jemand noch mit Fakten daherkommen würde.
Den Sonntagsartikel konnte ich nicht lesen, wegen der Bezahlschranke.
 
Ein Wort zu Manfred Paulus. Er ist pensionierter deutscher Kriminalhauptkommissar und war für Rotlichtkriminalität, so wie Frauen- und Kinderhandel zuständig. Er hat wahrscheinlich sehr vieles Gesehen und Erlebt. All das, was ich nicht sehen und erleben möchte.
Seine Schätzung, dass 95% diesen Job nicht freiwillig machen, kann ich nicht nachvollziehen. Ich finde das echt hoch. Ich kann diese Aussage verstehen. Wenn man jeden Tag nur scheisse sieht, dann ist alles scheisse. Es ist eine Schätzung, eine Vermutung, kein Fakt. Leider hantiert die Autorin damit, als wäre diese Aussage belegt, ist es aber nicht.
 
Es gibt leider Meschenhandel. Auch im Rotlichmillieu, aber nicht nur. Erst vor ein paar Wochen hat man eine Puffmutter festgenommen, weil eine Minderjährige für sie arbeiten musste. Ich hoffe sehr, dass die Puffmutter die volle Härte der Justiz zu spüren bekommt. So wie ich das in Erinnerung habe, hat ein Freier die Anzeige gemacht.
Dann haben wir noch das Sexy tipp TO, welche Frauenherabwürdige Kommentare und Beiträge fördert.
Und dann gibt es noch wenige doofe Freier, die halt keine Manieren haben.
 
All die schwarzen Schafe, all diese Kriminalität führen dazu, dass doch noch das nordische Modell umgesetzt wird.
 
Fakt ist aber, dass jeder Beratungsstelle wie z.B. Xenia (https://xeniabern.ch) das nordische Modell ablehnen. Übrigens der Jahresbericht ist hoch interessant.
 
Zurück zum 20min Artikel. Was mich sauer aufstösst, ist, dass die Freier sehr schlecht dargestellt werden. So als ob die nichts raffen. Das alle Freier kriminelle Vergewaltiger und Ausbeuter, Frauenhasser und Betrüger sind!
 
Ich als Freier bin sehr interessiert daran, dass sich die WG wohl fühlt, weil ich will ja wieder kommen. Das heisst, ich komme pünktlich und gepflegt, bin höflich und bezahle die Dienstleistung. Ich kenne einige Frauen schon über viele Jahre hinweg. Da geht es nicht nur um Sex. Das gegenseitige Interesse ist da. Wie läuft es im Job, wie waren die Ferien, andere Private Angelegenheiten. Das funktioniert aber nur, wenn eine Vertrauensbasis geschaffen wurde.
 
Ich hatte mit zwei WG’s intensiv über die freiwillige Prostitution gesprochen. Eine fragte: Ab wann ist es freiwillig? Nur wenn man es gerne macht? Ist es bereits schon Zwang, wenn man die Schulden so schnell wie möglich abbezahlen möchte? Oder ist es nur dann ein Zwang, wenn jemand im Hintergrund seine Fäden zieht und das WG körperlich wie auch psychisch bedroht und missbraucht?
 
Wenn es mich anscheisst, zur Arbeit zu gehen, dann muss ich mich auch zwingen am Morgen aufzustehen, obwohl ich meinen Job grundsätzlich mag. Wegen den vielen Vorteilen. Seine Verpflichtungen nachgehen, Rechnung zu bezahlen und vieles mehr.
 
Ich würde von mir behaupten, dass ich die Fähigkeit besitze, eine Situation richtig einzuschätzen, ob es einer WG gut geht oder nicht. Warum es ihr nicht gut geht, kann ich erst dann sagen, wenn sie es mir erzählen möchte. Kenn ich das WG schon länger, dann wird sie mir die Gründe sicher nennen. Ist es ein Erstbesuch, werde ich nichts rausbekommen, aber dann gehe ich wieder.
 
Es ist ein Fakt: Der Menschenhandel im Milieu existiert, auch hier in der Schweiz. Da bin ich mir sicher. Dieser gilt es zu bekämpfen. Aber nicht nur im Milieu, sondern auch in der Baubranche, privater Pflegebereich, Haushilfe, Reinigungskraft und Landwirtschaft. Der Menschenhandel ist also nicht nur ein Milieuproblem.
 
Ich bin in Bern unterwegs. Es mag jetzt seltsam klingen, aber jede Frau lobt die Berner Polizei. Kein scheiss! Sie seien nett, verständnisvoll, kündigen sich vorher an, würden beraten und seien sofort zur Stelle, wenn es doch mal einen Freier gibt, welcher keine Manieren hat. Und ich als Freier bin auch dankbar, weil wenn die Sittenpolizei die Frauen überprüft, kann ich davon ausgehen, dass alles so ist wie es sein soll. Ich vertraue darauf.
 
Ich kenn mich zu wenig aus, aber so wie die WG’s hier in Bern erzählen, gibt es einige Hürden um als Prostituierte in Bern arbeiten zu können. Businessplan muss eingereicht werden. Steuern und Krankenkasse so wie AHV etc müssen bezahlt werden. Und es ist nicht einfach eine Wohnung zu finden wo man dieser Tätigkeit nachgehen kann.
Da kommt also eine Mange Geld für die Allgemeinheit rein. Beim nordischen Modell geht das alles flöten, wird nur noch mehr schwarz gearbeitet.
 
Prostitution und Freiertum sind nun mal Tabuthemen. Niemand outet sich freiwillig. Es machen immer nur die Anderen. Woke und Transgender und Cis und was weiss ich, alles kein Problem.
Als Prostituierte wird einem sofort nachgesagt, dass man Drogensüchtig sei und einem brutalen Zuhälter Geld abgeben muss.
Als Freier ist man sofort ein moralisch fragwürdiger Mensch ohne Gewissen und Reue. Sind alles Muttersöhnchen und vieles mehr.
 
Ich denke, wenn die Politik in diesem Bereich wirklich etwas Guten tun möchte, dann sollte sie den Beruf als Prostituierte aufwerten. Mehr Rechte einräumen. Und vieles mehr. Nicht der Menschenhandel soll normalisiert werden, sondern der Beruf als Prostituierte.