spartacus schrieb:
@kitter 77
ich denke du hast ein brisantes und zentrales thema aufgegriffen. als häufiger und regelmässiger besucher von kontaktbars (in luzern) weiss ich aus vielen gesprächen mit sexworkerinnen, dass vielen es von ihnen nicht einfach ums sogenannte schnelle geld geht, vielmehr steht hinter dem (kaum freiwilligen) entscheid eine lebens- und leidensgeschichte, die wir kunden gar nicht wissen wollen. viele sudamericanos sind hier um geld für aufwachsen und erziehung ihrer kinder zu erarbeiten. oft schämen sie sich für ihre arbeit und leiden enorm unter dem, was sie tun müssen. doch angesichts von 16% arbeitslosigkeit sowie einem viertel der bevölkerung in armut wie bspw. in der dominikansichen republik, sehen sie keinen anderen weg. von spass am sex kann keine rede sein, von scham schon viel eher.
und wir reichen schweizer (immerhin das zweit- oder drittreichste land der welt) suchen die preise noch mehr zu drücken, machen angebote, die jeglichen respekt vermissen lassen (GV ohne für sfr. 100 ist nur ein beispiel).
dabei gilt es zur kenntnis zu nehmen, dass eine frau in einer kontakbar für zimmer, essen, kleider, kosmetika, hygienika im schnitt pro tag sfr. 200.- benötigt. anders gesagt: erst ab dem dritten sog. quicky (20 minuten) springt für sie ein verdienst von sfr. 100.- raus. hochgerechent sind das sfr. 3000.- im monat, also weniger als der durchschnittslohn eines schweizers ....
aus verzweiflung (das zimmer muss erbarmslos bezahlt werden) gehen einige der frauen dann auch auf solche absolut verwerflichen angebote ein.
schon nur drei klienten - wie das schöne wort für uns ja heisst - pro tag zu finden, ist ja nicht ganz einfach. viele von uns wollen ja einfach quatschen und sagen dann nach 1 stunde adios - und die frau steht mit leeren händen da.
komme mir keiner und hänge mir den moralisten an. unsere weltwirtschaftsordnung ist leider so, dass wir hier in der ersten welt alle auf kosten der dritten welt (und in diesem kontext) von deren frauen profitieren - oder anders gesagt: die ausbeutung, welche die multis im grossen betreiben, machen wir durch unsere ungerechtfertigten dumping-angebote und -wünschen mit.
ein grosses stück mehr an respekt davor, was diese frauen für ihre kinder tun ist mehr als nur angebracht. dieser job bringt in der regel nicht leicht verdientes geld, sondern ist harte arbeit!
Also erstes herrscht in der Schweiz freie Marktwirtschaft, nicht kommunistische Planwirtschaft. Die Preise varieren von Angebot/Nachfrage und auch Service. Ein Preislimit zu fordern hört sich an wie ein Ruf nach einem Kartell für WG-Preise.
Nun zu den WG's die nur sFr 3'000.00 pro Monat verdienen. Dabei übersieht man, dass diese Frauen keine Steuern, Krankenkasse und Billaggebühren bezahlen. Auch sind schon Miete, Strom und Lebenskosten schon in den ca. sFr. 6'000.00 abgedeckt. Somit sind sFr. 3'000.00 (Netto) pro Monat sicher nicht unter dem schweizerischen Durchschnitt. Und so reich ist der durchschnitts Schweizer auch nicht, auch wenn die Schweiz auf dem 2.-3. Platz liegt, ist es nicht aussagekräftig auf die einzelnen Einwohner. Und wenn die Kunden weniger oder kein Geld mehr für den Ausgang haben, werden sich die Preise automatisch anpassen. Normalerweise regelt die Marktwirtschaft auch diesen Zweig.
@Spartacus
Ich werfe Dir nicht vor, dass Du ein Moralist bist. Ich denke bei den Aussagen zu den "armen" Frauen aus der 3. Welt, geht es vielleicht mehr zur Beruhigung des eigenen Gewissen. So kann man die Frauen zu Opfern und die Kunden zu Tätern machen, man wäscht sich dann rein, in dem man mehr bezahlt. Der Spruch, dass sie es für ihre Kinder machen, ist so alt wie das Gewerbe. Und dass sie sich wirklich so schämen, wie es gerne dem Kunden erzählen muss auch nicht sein. Aber es hört sich besser an. Sicher arbeiten die Frauen für die Familie und eine bessere Zukunft, aber dies ist kein Grund den Kunden ein schlechtes Gewissen einreden wollen.
Ich nehme an, Du weisst, was eine Kontaktbar ist. Dort hat man die Möglichkeit mit einer WG Kontakt aufzunehmen, und eine schöne Zeit zu verbringen. Es muss nicht zwingend im Zimmer beim GV enden. Denn es ist nicht eine Fickbar. Dies kann unter Umständen sogar an einem anderen Tag passieren. Und in der Stunde, wo das arme Mädchen "sexlos" gesessen ist, hat sie immerhin einwenig Geld mit "Ladydrinks" verdient.
Und den normalen Kunden mit einem "Multi" zu vergleichen, ist einwenig zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Und wenn Du die Frauen aus der 3. Welt "vergolden" willst, aus Mitleid oder schlechten Gewissen, ist das Deine Sache. Aber kein Grund den Anderen Vorwürfe zu machen.
In einem Punkt bin ich der gleichen Meinung. Man sollte jedem WG (egal welches Land) Respekt beibringen, aber es muss beidseitig sein. Übrigens gibt es auch noch andere harte Arbeit, die sich ausserhalb des Sexgewerbes sind, aber die gehören nicht in dieses Forum und sind auch nicht so interessant fürs breite Publikum.
Beo2001