Um 17:00 Uhr liege ich bäuchlings auf einer Massageliege und lasse mir meine Halswirbel in die von der Natur vorgesehene Stellung zurechtrücken. Der weißgekleidete Masseur berührt mich sanft, streichelt mich fast und die Prozedur kann ohne Einschränkung als angenehm bezeichnet werden. Denn als er aufhört an meinem Rücken herumzufummeln, bemerke ich wie ich genießerisch die Augen geschlossen hatte und mich sein Kneten an den schmerzenden Stellen entspannte.

Um 17:30 Uhr mache ich mich auf den Weg zu den Wichsfreunden. Im Gepäck: ein Handtuch zur hygienischen Unbedenklichkeitswiederherstellung am Eventort, ein Geschenk für die Dame meines Gesichtsbesamerherzens (diesmal ist es das Buch „nie wieder Blümchensex!“ von Annie Sprinkle) und des Weiteren trage ich mit mir rum: so eine gewisse spürbare Vorfreude in der Jeans, die die Hose zu eng erscheinen lässt. Als ich mit meinem Fahrrad von der Blücherstraße kommend in die Urbanstraße einbiege, erblicke ich vor mir eine Pedaltreter-Kollegin im luftigen Einteilerkleid. Und was sehe ich da? Ein Windstoß lässt mich einen sehr offenherzigen Blick auf das werfen, was sich unter ihrem Kleid verbirgt. Trägt die etwa gar keinen Slip, frage ich mich noch und bemühe mich ihr möglichst dicht folgend hinterherzufahren. Lieber Gott, schicke doch einen Windstoß, damit ich noch mal ´nen Einblick bekomme. Der Wind erfüllt seine Aufgabe vorbildlich und bläst ihr das Kleidchen hoch. Ich erblicke erfreut einen hauchdünnen Tanga und zwei wohlgeformte A*schbacken, die mich angrienen. Die grinsen mir doch nur frech ins Gesicht und wollen sagen: „ätsch, mehr kriegst du nicht zu sehen!“ Aber das ist kein größeres Problem, denn gleich werde ich bei Ava sein und mich zusammen mit einer großen Männerhorde auf sie stürzen dürfen, stecke meine Versteifung in ihren warmen, weichen Mund und werde es genießen. Und was Ava an zwischenbeinlichen Qualitäten zu bieten hat, das werde ich nicht nur wie bei der luftig bekleideten Fahrradfahrerin sehen können, ich kann es berühren. Und es wird sich gut anfühlen.

Und dann kommt alles ganz anders. Ava, die Gesichtsbesamungsakteurin mit flinker Zunge, die mich bei der letzten Veranstaltung herz- und hirnlich überzeugte, hätte vor gerade mal zwei Stunden per SMS abgesagt, so empfängt der Organisator Phil im Hausflur des monströsen Baus in der Bürkner Straße die pünktlich um 19:00 Uhr vor Ort Erschienenden. „Susi kommt als Ersatz. Macht euch das was?“ Die meisten Männer reagieren gelassen, murmeln was von: egal, wenn es denn nur ein Weib ist. Das lässt mich das erste und leider nicht das letzte Mal an diesem Abend erschaudern. Kaum haben die Zwanzig-Euroscheine der „Wurscht-Hauptsache-eine-Frau“-Fraktion den Besitzer gewechselt, ihre neue Heimat ist jetzt Phils rechte Hosentasche, kommt Susi mit ihrem Freund Frank durch den hallenden Flur m*rschiert. Ein großvolumiges Dekolletee mit großvolumigem Inhalt, ein BMI-Wert, bei dem sich die Stirnfalten des Hausarztes kräuseln, eine Frau, die so schnell nichts umpusten beziehungsweise „umspritzen“ kann. Selbstbewusst m*rschiert sie durch die Männerriege und besieht sich schon ein wenig die virile Genossenschaft.

Im zweiten Stock des Hinterhauses, in einem kleinen Zimmer, wird dann im beachtlichen Tempo angeordnet sich nackt auszuziehen, sodass mir für die Reinigungsprozedur meines Schwanzes kaum Zeit bleibt. Mir liegt meine Hygiene insbesondere bei meinem ejakulierenden Hauptakteur am Herzen. Erschreckend, dass ich mit dieser Meinung offenbar alleine stehe. Vielleicht wäre das genau der richtige Moment gewesen, wo ich mich hätte verabschieden sollen?

Ich betrete die spartanisch eingerichteten Vergnügungsräumlichkeiten, in denen ich die unvermeidlichen Küchenrollen in einer Ecke entdecke. Ehrlich, statt der roten Lampe sollte als weltweit zu verstehendes Piktogramm für Paysex das Küchenrolle-Embleme eingeführt werden. Ist ja nur ein Vorschlag …

Susi steht in der abgedunkelten Raummitte und zieht genau den Stoff von ihrem Körper, mit dem sie an diesem schwül-heißen Tag angekommen ist. Susi ergreift sich hier und da ein männlichen Zepter, die sie recht grob melkt. Es ist meine erste Veranstaltung, und ich war wirklich schon auf vielen Bukkakes in meinem Leben, in der ich so viele Penisse in Ruhestellung sah. Wenn ich richtig zählte, gingen von den 17 Männern bereits 4 nach den ersten Minuten. Teilweise ohne sich überhaupt die Mühe gegeben zu haben, eine Erektion zu bekommen. Teilweise zwar mit dem Bemühen darum, aber dem schnellen Selbsteingeständnis, dass es hier zu mehr nicht ausreicht. Folglich dezimierte sich die Gemeinde um diese Unbefriedigten.

Dann brandete eine kurze Diskussion auf. Nein, sie mache keinen Verkehr und in den Mund nehme sie auch nichts. Erst der Einwand, Letzteres sei doch so angekündigt gewesen, gab den Startschuss zum Blowjob, der jedoch ähnlich grob und einfallslos absolviert wurde wie ihre Versuche mit der Hand Erregung zu erzeugen. Ein paar Männer, die das erste Mal an so einem Event teilnahmen und heute etwas nachspielten, was sie sonst immer nur im Porno sahen, konnten dem etwas abgewinnen. Das erste Mal vergisst man ja angeblich nie – wenn dies stimmt, empfehle ich löschen und einen Restart.
Besondere Erwähnung verdient eigentlich nur ein bisexueller Mann, der sich nach erfolgter Ejakulation eines Herrn stets gierig über die Spermakleckse hermachte und sie abschleckte. Wie sich beim späteren Smalltalk herausstellte ein sympathischer Kerl, mit viel Erfahrung auf diesem Gebiet, der extra für derartige Sauereien angereist war.

Ein Mitbürger mit Migrationshintergrund wählt als optischen Reiz Susis Vagina, die vom bisexuellen Mann mit den Fingern weit gespreizt wird und in die er sich stark schwitzend durchaus sehenswert ergießt. Wie nicht anders zu erwarten bewegt sich der Kopf des Bi-Mannes umgehend in Richtung Entladungszone. Mit sichtlicher Wonne säubert er die Muschi von den frischen Besprenkelungen. Der Bürger mit ausländischen Wurzeln steht derweil wie ein Westernheld breitbeinig vorm Bett und besieht sich sein Werk. Die Befürchtung er könnte in jedem Moment vor Stolz platzen, erweist sich nach Aufpumpen seines Brustkorbes als berechtigt. Es passiert dann natürlich doch nicht.

Diese Westernszene erweist sich als Höhepunkt des Abends. Aus der angekündigten Stunde ist eine gute halbe Stunde geworden, was über Güte und Geilheit Bände spricht. Und so sitzen vier von uns mit Susi am Ende beim Aldi-Mineralwasser und erzählen von Events, wo man mit Drehschwindel, weichen Knien und Dauergrinsen nach Hause fuhr. War ich froh als ich wieder zu Hause war.

Vertiefende Informationen zum Bericht:

Wichsfreunde fürs Leben finden
http://wichsfreunde.com/

Embleme-Anregung für das Paysex-Symbol der Zukunft – statt roter Laterne, die rote Küchenrolle
http://www.design-tissue.com/_py_Exclusive-Tissues-Kuechenrollen-RENOVA-Kuechenrolle-ROT/a-212-35-57-0-0-0/

Annie Sprinkle – Ex-Pornodarstellerin, heute unter anderem Schriftstellerin
http://www.anniesprinkle.org/
http://www.stern.de/lifestyle/leute/was-macht-eigentlich-annie-sprinkle-703677.html