Bin im Beobachter online auf dieses Thema gestossen und erlaube mir den Eintrag von ifox ansatzweise zu zitieren:
"Sexsucht ist ein Problem, mit dem auch in der Schweiz Tausende von Männern (und Frauen) kämpfen und darunter leiden. Wie bei allen Süchten sind auch hier Form und Ausmass sehr unterschiedlich. Die Auswirkungen auf die Betroffenen jedoch sind immer gleich:
-Ein ewiger Kreislauf von Leiden, Kämpfen, Resignation;
-Die Gefahr der sich mit zunehmender Zeit verstärkenden Spirale noch tiefer in die Sucht hinein;
-Zerrüttung von Ehen und Beziehungen;
-Vernachlässigung wichtiger Lebensthemen und -Aufgaben;
-Vernachlässigung des sozialen Freundschaftsnetzes;
-In zeitlicher Hinsicht beängstigendes «Verschwinden» im Internet auf einschlägigen Pornoseiten (millionenfach vorhanden und vielfach gratis zugänglich);
-Gewöhnung an ein in gewisser Weise «autistisches», selbstbezogenes und fast ausschliesslich phantasiebestimmtes Ausleben der Sexulatität ohne ein gleichberechtigtes Gegenüber, ohne den Austausch menschlicher Gefühle, ohne Liebe, ohne Herz? abgetrennt von sich selbst und von der Welt.

Obschon schwer vorstellbar, scheint das Thema in der Schweiz bis heute derart tabuisiert, dass sich der grosse Teil der Betroffenen nicht dazu äussert - oder im noch schlimmeren Fall sich nicht einmal über die eigene Sucht und deren gravierende Folgen im Klaren ist.

Nirgends auf der Welt gibt es ein Land mit einer vergleichbar hohen Dichte an Bordellen (heutzutage verlogen und scheinheilig Saunaclubs genannt) und Prostituierten wie in der Schweiz. Wo sonst findet man in einer der führenden Tageszeitungen des Landes täglich eine Doppelseite mit Hunderten von einschlägigen Inserätchen des «Stillen Gewerbes»? Aus moralischer Sicht ist dagegen nicht einmal unbedingt etwas einzuwenden, zumal wenn es einigermassen anständig und ohne offensichtliche Ausbeutung zu und her geht. Dies ist im übrigen auch in der Schweiz leider überhaupt nicht überall der Fall. Ausbeutung der übelsten Sorte ist auch hierzulande ausgiebig zu finden. Ich berichte nicht aus diesem kranken Milieu, sondern aus dem ganz normalen, wüsten, billigen, dummen und etwas schmutzigen Porno-Milieu.

Das Verheerende an der Sucht ist die ungeheure Kraft der Gewohnheit. Sie kann fast jederzeit plötzlich auftauchen und das Kommando übernehmen. Bestandteil dieses Prozesses ist das gleichzeitige Ausschalten des «normalen» Bewusstseins, Denkens, Abwägens und Entscheidens. Es gibt dann kein Entscheiden mehr. Nur noch Augen zu und durch. Einmal mehr, wie Tausende Male vorher auch schon. Auch das Wissen, dass es mir nachher schlechter gehwen wird als vorher, ändert daran nichts.

Ich habe wohl schon Tausende von Stunden im Internet auf kostenlosen Pornoseiten rumgesurft und mich dabei einfach dieser Geilheit überlassen. Es ist wie ein Wegtauchen ins Nichts, wie ein Kopf in den Sand stecken vor der eigenen Realität. Wobei es in den meisten Fällen noch nicht mal einen offensichtlichen Grund gäbe, den Kopf vor irgendetwas in den Sand zu stecken. Es geschieht einfach. Ein gewisser Naranjo (Buchrautor zum Thema Enneagramm, den neun Persönlichkeitsstrukturen des Menschen) spricht bei der einen dieser Charaktertypen von psycho-spiritueller Trägheit, dem latenten Wunsch, von sich selbst wegzuschauen und sich entsprechend treiben zu lassen.

Peter Schröter, Schweizer Autor und Seminarleiter zu den Themen Mann und Sexulität, schreibt im Buch Die Kraft der männlichen Sexualität:«Das Tollste an den Pornos wie an den Nutten ist die Tatsache, dass wir Männer uns dabei nicht bemühen müssen. Wir werden bedient. Ein Wuunschtraum jeden Mannes. Die Frauen kommen sofort zur Sache und zwar zur richtigen Sache. Normalerweise wollen Frauen ja immer erst eine Bezeihung aufbauen, mit uns reden, uns mehrmals treffen, bevor sie endlich mit uns ins Bett steigen. Im Porno ist das wunderbar. Hier kommen sie von sich aus aufs Thema. Es geht um Sex pur.»

Pornos und Prostituierte sind bequem. Und sich selbst einen runterzuholen und dabei einen guten Orgasmus zu haben ist ebenfalls die bequemste Art der sexuellen Befriedigung. Man weiss selbst am besten wie man es gerne hat und braucht auf keinerlei Bedürfnisse von jemand anderem Rücksicht zu nehmen. Schlechtes Gewissen und Schuldgefühle kann ich zum Glück längst sein lassen ? weder nützen sie was, noch sind sie einem Weiterkommen dienlich. Bei mir taucht hinterher meistens ein schales Gefühl auf von erneuter innerer Verunreinigung und in gewisser Weise Verwahrlosung. Als Reaktion darauf stellt sich häufig Authentizität und das Bedürfnis nach innerer Reinigung ein.

In praktisch jedem Land gibt es Rotlicht-Bezirke, wenn auch mancherorts die roten Lämpchen fehlen, da nicht alle Länder so freizügig wie wir denken. Es ist wie mit jedem Hobby, das ausgiebig betrieben wird: Die Erfahrung und das Know-How werden grösser, sodass die Sucht eigentlich überall auf der Welt betrieben werden kann. Denn das ist und bleibt sie einfach, eine Sucht, da kann man sich alles noch so Erdenkliche und Anderslautende einreden. Eine abenteuerliche Sucht bisweilen. Denn diese Bezirke, Strassen, Häuserblocks oder Wohnungen liegen inder Regel nicht in guten, sondern in den verruchten, schummrigen und manchmal hochgradig zweifelhaften Gegenden. Abenteuer, ein gewisser Kick des Gefährlichen und Illegalen, die Verwegenheit eines einsamen Wolfes auf Pirsch, das Wissen zum Ziel zu kommen.

Ich habe die Prostituierten immer als ganz gewöhnliche Frauen respektiert und sie entsprechend behandelt. Dennoch bleibt das Wissen, dass ein gewisse Beteiligung an Ausbeutung und Erniedrigung auch an mir haftet. Möglicherweise ist das ein fester Bestandteil des käuflichen Sex. Sie sind ja schliesslich auch alle ganz gewöhnliche Frauen. Das ist der Grund, weshalb mich manchmal einfach eine Traurigkeit befalllen hat darüber, dass alle daran Beteiligten in die Irre gehen und sich kreuz und quer in die Tasche lügen.

Mit der Zeit habe ich gelernt, Frauen zu finden, die ebenfalls eine gewisse Lust bei ihrem Service empfinden. Denn wenn das nicht der Fall ist, ist die Sache schon ziemlich öde, zu offensichtlich die grosse Illusion und der Beschiss vom anderen und sich selbst. Andernfalls aber wird das Lustgefühl der Frau sogleich als schlaue Begründung und Bestätigung hergenommen. Das Suchtproblem verschwindet so aber nicht, sondern verlagert sich lediglich auf eine noch etwas verfänglichere Ebene.

Der Ausstieg aus diesem ganzen Teufelskreis erfordert Einiges. Disziplin ist sicher Eines, aber nicht Alles. Das Mitteilen und Reden darüber unterstützt und schafft eine Kraft von Zuversciht und Würde. Mir auf jeden Fall geht es gerade jetzt so. ifox"

Bei mir hat dieser Eintrag die Frage aufgeworfen, ob ich sexsüchtig bin? Was löst dieser Beitrag bei dir aus? Was meinst du dazu? Bin gespannt auf eure Gedanken.