Ich finde es wird Zeit, die immer gleichen Bezeichnungen für einen Event durch kreative Ausdrücke zu ersetzen. Nehmen wir uns ein Beispiel an der Jugend, denen wir Wortkreationen wie Terrorkrümel (unerzogenes Kind), Kreidekratzer (tafelschreibender Lehrer) oder Belüftungsanlage (für den Jeansreißverschluss in Schritthöhe) verdanken. „Suche scharfe Dosenöffner für meine Münzmallorca-Frau“ (Gatte ruft für seine sonnenbankgebräunte Schönheit zum Gangbang auf), „Schnecken-TÜV-geprüfte Tussi sucht hardwareproblemfreie Jungs“ (vom Frauenarzt auf gesundheitliche Unbedenklichkeit kontrollierte Dame möchte Männer ohne Erektionsprobleme kennenlernen). Allerdings kommt man bei derart kreativen Bezeichnungen in Erklärungsnöte, was überhaupt gemeint ist. Bleibe der Partyveranstalter also doch besser bei seinen konservativen Partyankündigungen: „heute Gangbang auf freiwilliger Kostenbasis“.
Kurz vor der Veranstaltung gehe ich in meinem Stamm-Aldiladen einkaufen, indem sie kürzlich das gesamte Sortiment umräumten. Ich frage den blaubekittelten Regalauffüller: „Können Sie mir bitte sagen, wo Sie jetzt ihre Eier haben?“ Und am kurzen Zögern seiner Antwort merke ich, dass meine Frage wohl unangenehm doppeldeutig war.
Zum heutigen Ergussworkshop lud der Berliner Bukkakegruppenboss Markus ein, der zahlreiche Nymphomaninnen in seinem Privat-Portfolio hat. Markus ist ein kluger Kopf mit gefühlter Vokuhila-Frisur (er ist jedoch ein Langhaariger mit Geheimratsecken), Doktortitel und ist bekennender NS-Fan, weshalb dieser merkwürdig anmutenden Plastikschutz in einer Raumecke nur zweckmäßig erscheint. Die Sexparty findet in seiner Wohnung in Charlottenburg für einen symbolischen Obolus statt. Jeder Teilnehmer darf selbst bestimmen, was er Markus für seine Organisation, der spendierten Getränke, in die Hand drückt. Alle Personen agieren ausschließlich aus Spaß an der Freud, ohne Geld für den angebotenen Sex zu fordern. Das ist einmalig. Das ist fair. Da kann man nur hoffen, dass man ihm dieses Agreement dankt und er am Ende nicht mit mehr Kosten als Einnahmen dasteht.
Für heute ist eine devote Deutsche angekündigt, auf die ich mich freute. Es steht nur die S-Frage im Raum. Wie hält sie es mit der männlichen Ausschüttung? Mag sie den facelook, bevorzugt sie den bodycream oder ist sie gar Veganerin (keine Milch, keine Eier, kein Sperma)? Oder um es etwas derber zu formulieren: darf man ihr ins Gesicht spritzen? Diese Frage stelle ich als bekennender Gesichtsbesamer per Mail und erhalte prompt eine sehr zufriedenstellende Antwort.
„Easy sitting“ im Schneidersitz locker eine Entspannungszigarette rauchend begrüßt mich Dr. Markus. Ich fühle mich wie in einer Siebziger-Jahre-Kommune zurückgebeamt, was die Abwesenheit von Wohneinrichtungsgegenständen und ein Übermaß der auf den Boden liegenden Matratzen noch unterstreicht. Markus Lieblingsspruch „easy going my friend“ fällt schon beim Willkommenshandschlag, er hat für alle ihm schon bekannten Teilnehmer ein herzliches persönliches Wort parat und integriert die Männer, die zum ersten Mal bei ihm sind, mit seiner sympathischen Plauderstimmung verbreitenden Art mühelos in die Sexgemeinschaft. Markus ist ein Unikum. Er ist Mitglied der Pogo-Partei, die mit dem Spruch „Arbeit ist Scheiße“ einen gewissen Kultstatus in gewissen Bevölkerungsschichten erlangte. Er ist ein kluger Kopf und hat tatsächlich einen echten Doktortitel. Die Wohnung befindet sich im hygienisch einwandfreien Zustand. Zu Beginn des Events stehen im stuhlfreien Ambiente fünfzehn Männer, von der angekündigten Frau ist noch nichts zu sehen. Dann klingelt es und es kommt vorfreudige Bewegung in die Fanta-Stehparty. Ein Pärchen betritt selbstsicher die Wohnung, wobei er sie vom Subjekt zu Objekt degradiert und wie ein gut gebautes Möbelstück der staunenden Herrschaft anpreist. „Schaut mal, hier sie hat schöne Titten, kann man gut abgreifen, das Fickstück hat sich frisch rasiert, nun bück dich mal. So könnt ihr alles sehen?“ Die großgewachsene, blonde Frau habe er seit drei Wochen nicht gebumst, damit sie auf den heutigen Tag so richtig rattig sei. Ihr Gesicht verrät Vorfreude, die Inszenierung ist so perfekt, dass wir alle ein breites Grinsen tragen und jede anfängliche Schüchternheit verfliegt. „Na, gefällt euch die geile Fotze?“, sagt er. „Die kann man auch auf den Arsch schlagen, ihr könnt ihr ins Gesicht spritzen, das mag sie auch, die kann viel ab.“ Die devote Frau hat im Nu einige Versteifungsorgane um sich herum versammelt und kümmert sich sichtlich frohgemut um allzu männliche Bedürfnisse. Ihre schwarzen Halterlosen, die schwarzen Pumps sowie ihr Latexkleidchen, unter dem sie keinen Slip trägt, behält sie während der Session an, was sie noch begehrenswerter macht als die wirklich attraktive Frau ohnehin schon ist.
Das Poppen in Hündchenstellung ist für fast jeden ein Muss, denn mit ihrem breiten Becken und ihrer spreizenden Beinstellung ist sie eine schier unwiderstehliche Verlockung, sodass teilweise die Herren nicht mal ihre Klamotten ablegen, sondern nur den Hosenstall öffnen, Kondom überziehen und gleich so loslegen. „Boah, ist das geil“, schreit sie heraus und es sollte noch viel geiler werden. Ihr Schamlippenpiercing glänzt vom Muschisaft und schwupp, schon hat sich die nächste Erektion ins offene Glück versenkt. Eine Kollege analysiert ihre Blaskünste: leichter Zahneinsatz mit Hauptsaugdruck kurz hinter der Eichel. Das ist phantastisch.
Ein türkisches Duracelmännchen (jeder Pornodarsteller wäre neidisch auf seine Bumskünste) bringt sie mit einer Kombination von manueller Kitzler-Stimulation und eingerittener Schwanz-Beflockung zum Schreien, zum Erzittern und zum Orgasmus, der selbst einen auditiven Voyeur beglückte. Und wir können als Draufgabe sogar noch alles sehen. „Tschuldigung, ich soll hier was verlegen“, begrüßt sie witzig ein zweiter Permant-Popper der Party und stößt anal zu. Er macht seine Sache so gekonnt, dass sie kurzzeitig die Schwänze vor ihrem Kopf erst aus den Augen und dann aus dem Mund verliert. Ich komme wenig später in den Genuss eines wunderbar gefühlvollen Deep-Throats und wechsle mich mit einem Herrn am anderen Kopfende der Devoten mit harten, schnellen Mundficks ab. Währenddessen wird sie rhythmisch vaginal inspiziert, sodass alle vier Beteiligten auf glückseligen Wolken schweben.
Nach zweistündigem „Nonstop Erotic Sense“ bekommt die Dame auf Wunsch ein Glas Wasser gereicht und legt sich zum Resteficken zurecht. Wo steht noch eine Stange? Zwei Männer geben noch mal ihr Bestes, wobei Einem die Schweißperlen die Nase runtertropfen. „Kann mich zur Abwechslung mal jemand lecken? Wie, was, das war’s schon, mach mal weiter!“ Nachdem er sich abermals zum Höhepunkt blasen ließ, diktiert mir der Herr auf meinen Notizzettel: sie ist griffig, gut begehbar, gut, beim dritten Loch merkst du, dass schon jemand drin war, und sie macht super mit.“ Das Einzige, was fehlt, sind Küchenrollen, mit denen man sich sein Restsperma vom Schwanz wischen kann. Als ich Markus darauf anspreche reagiert er so: „Ja, es fehlt dir was zum Upgrade. Gut zu wissen.“
In unmittelbarer Riechweite der mit männlichen Spermaparfüm Besprenkelten haben sich zwei plaudernde Grüppchen gebildet, die sich nach dem geistig-körperlichen nun dem rein geistigen Genuss widmen. Der Event dauerte zwei Stunden. Wir saßen noch weitere drei Stunden philosophierend mit Markus auf seinem Laminatboden und können uns erst gegen ein Uhr nachts trennen. Es war einer der schönsten Meetings seit langer Zeit, wobei wir die Gastfreundschaft von Markus alle sehr honorierten. So ein langes Eierschaukeln hinterher habe ich auch noch nicht erlebt.
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Organisator Markus:
dermenschenaehnliche@web.de(seine Privatpartys werden nicht öffentlich beworben, darum sollte man sich per Mail in den Eventverteiler eintragen)
Location: Bismarckstraße in Charlottenburg
Kosten: magic (kein Eintrittspreis, nur freiwillige Aufwandsentschädigung)
Wann fand es statt: 2. September ab 20:00 Uhr
Was ging ab: GV, OV, AV
Wer durfte ran: Teilnehmer mussten unter 50 Jahren und durften nicht exorbitant übergewichtig sein (strenge Einlasskontrolle!)
Wie groß war die Herrengruppe: Begrenzung auf 15 Player
Was gab’s außer Sex: gute Gespräche, Softdrinks, Bier und was zu knabbern
Pogo-Partei
APPD - Anarchistische Pogo-Partei Deutschlands